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Man könnte sagen: die Karten sind neu gemischt. Die Karten, die uns bisher zeigen, wie ein Rad auszusehen hat, aus welchen Materialien es gebaut werden sollte - und vor allem was es zu kosten hat.
Erstmalig in die Hand genommen wurden die Karten vor rund vier Jahren. Getragen von einer Vision, einer, sagen wir aus damaliger Perspektive betrachtet, einer geradezu verrückten Idee. Izhar Gafni wollte ein Rad aus Karton, aus Pappe bauen. "Unmöglich", sagten Ingenieure, die er dazu befragte. Das Material sei absolut ungeeignet, um einen Fahrer zu tragen und um wetterfest zu sein. Wahrscheinlich schmunzelten sie angesichts dieser verrückten Idee.
Doch Izhar Gafni, von berufs wegen Profi für die Automatisierung von Fertigungsprozessen ist kein Mann, dem ein "unmöglich" davon abhält eine Idee weiter zu verfolgen. Doch er hadert die Vision Wirklichkeit werden zu lassen. Bis seine Frau ihm eindrücklich signalisiert, dass er Familie und Ehe mit der ewigen Diskussion, ob die Realisierung des Projekts Cardboard-Bike nun möglich ist oder nicht, demnächst auf die Palme bringen würden. Also beginnt Gafni den Gedanken Taten folgen zu lassen und bastelt erste Prototypen. Das erste Bike Cardboard (engl. Pappe) ist ein Laufrad für seine kleine Tochter. Und es funktoioniert. Zweifler sagten damals wahrscheinlich: "Wenig verwunderlich bei solch einem Fliegengewicht." Aber der erste Schritt war getan. Schon damals beschreibt Izhar Gafni die Materialeigenschaften von Pappe als überaus erstaunlich. "Einmal gefalten entwickelt es eine ganz erstaunliche Stabilität". Mit dieser Erkenntnis orientiert sich Gafni stark an der japanischen Kunst des Papierfaltens Origami. Die Pappe beweist sich sogar als derart stabil, dass schon beim Prototypen nur Pedal- und Trettlager, sowie die Bremsen aus Metall sind. In der Serie hofft Ishar Gafni komplett auf Metall verzichten zu können und das Cardboard-Bike völlig aus dem Recyclematerial Pappe herstellen zu können. Einmal mit einer geheimen Tinktur aus organischem Material behandelt, überstand die Pappe sogar Monate im Tauchbad ohne Schaden zu nehmen. Feuerfest soll sie zudem sein. Welch Potenzial in dem gefalteten Papier steckt, zeigen die technischen Eckdaten: bis zu 220 Kilogramm dürfte der Fahrer wohl wiegen, bevor die Pappe einknickt. Ein Wert der fast 100 Prozent höher liegt als bei herkömmlichen Bikes. Dabei soll das Cardboard-Bike nur schlanke neun Kilogramm auf die Waage bringen. Ein ganz erstaunlicher Wert.
Doch Izhar Gafni hat andere Superlative im Fokus. Er möchte weltweit ein Fahrrad anbieten, das bezahlbar ist. Auch für die Armen dieser Welt. Ausgehend von neun Dollar Produktionskosten soll das Cardboard-Bike für nicht mehr als 20 Dollar über die Ladentheke gehen - und wäre damit das kostengünstigste und bestimmt nicht "billigste" Bike dieser Welt. Es könnte Mobilität in vielen Ländern verändern, Menschen als Erwerbsgrundlage dienen und damit einen wertvollen Beitrag zur Entwicklungshilfe beisteuern. Nimrod Elmish, der Geschäftspartner von Izhar Gafni nennt das Cardboard-Bike sogar einen Game-Changer - ein Instrument, dass die Spielregeln des weltweiten Handels aushebelt. Das Endprodukt wäre so günstig, dass es sinnvoller gleichzeitig an verschiedenen Orten weltweit zu produzieren, als die Räder umständlich über den halben Globus zu transportieren. Über eine Art Hintertürfinanzierung wäre es sogar möglich das Cardboard-Bike an die Ärmsten dieser Welt kostenfrei zu verteilen - nämlich dann, wenn kostenpflichtige Werbung von Partner die Rahmen zieren dürfte.
Den Gedanken der Nachhaltigkeit führt Izhar Gafni weiter. So sollen alte Sicherheitsgurte von Autos die Kette ersetzen, Gummi ausgedienter Autoreifen soll zum Rad-Pneu weiterverarbeitet werden. Die Vollgummireifen sollen übrigens ohne Luft auskommen.
Bleibt die Frage der Eigendämpfung des Rahmens. Denn ohne Luftreifen und Federelement dürfte das Cardboard-Bike auf den Radwegen der westlichen Welt noch leidlich komfortabel sein - auf den Pisten der Dritten Welt aber sicherlich bretthart zu fahren sein. Aber bezüglich dieser Fragen dürfen die Karten sicherlich noch einmal gemischt werden. Auch bezüglich der Frage, wie ein Elektromotor ins Cardboard-Bike implantiert wird. Denn eins steht fest: Mit Akku und E-Motor wird das Bike aus Pappe ein immense Kostenexplosion erleben. das-ebike-portal.de ist gespannt. Wir werden berichten...
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