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Eines vorne weg: Das Cannondale Tramount 1 ist ein sportives E-Bike. Seine Gene prädestinieren das amerikanische E-Bike für schnelle Trails, mit nicht zu groben Ansprüchen ans Fahrwerk. Die Sitzposition ist sportlich gestreckt, das Handling gelingt spielerisch. Mit 18,8 Kilogramm zählt das Tramount sicherlich zu den leichtesten Pedelecs mit Bosch-Antrieb. Wir entführen das Cannondale Tramount 1 auf die Gebirgstrails des Foresta Umbra im süditalienischen Gargano. Hier wechseln weiche Waldtrails und etwas verblockte Trails mit losem Geröll. Schwieriges Gelände, das sich gerade noch für Hardtails eignet, aber auch Fullyfahrer kommen hier bei entsprechender Geschwindigkeit voll auf ihre Kosten. Wir klettern vom Capo Vieste in die Berge. Exakt 1.180 Höhenmetern signalisiert unser Garmin – wir fahren meist auf der Eco-Einstellung des Bosch-Triebwerks, nur an steileren Rampen genehmigen wir uns ein bisschen Extrakraft der Tour-Einstellung. Die sportliche Sitzposition kommt uns hier sehr entgegen. Die Krafteinleitung ins Pedal ist perfekt. Dank des geringen Gewichts lässt sich das Tramount 1 sicher durch schwierige Passagen bergauf dirigieren, in der Eco-Einstellung kommen wir auch sportlich voll auf unsere Kosten. Der Herzschlag pulsiert. Gut so. Die Sattelstütze mit leichter Einkerbung hält einiges an Vibrationen und leichten Schlägen von der Wirbelsäule weg, die dünnen, harten und unbequemen Griffgummies sind hingegen sicherlich die ersten Originalparts die weichen müssen, auch die Klemme für den Sattel ohne Schnellverschluss sollte schnellstmöglich durch eine Klemme mit Schnellspanner ersetzt werden. Es nervt schlichtweg, wenn für kernige Abfahrten das Minitool aus dem Rucksack gekramt werden muss, um den Sattel absenken zu können. Die hauseigene Federgabel Lefty ist eine Klasse für sich. Wer sie nicht kennt, unterstellt der Lefty mangelnde Lenkpräzision und schlecht kalkulierbares Lenkverhalten. Weit gefehlt. Schon ältere Modelle der Cannondale Lefty überzeugten durch exzellente Torsionssteifigkeit und Lenkpräzision. Daran hat sich auch im Modelljahr 2014 nichts geändert. Doch hierzu später. Vor der ersten Fahrt muss der E-Bike-Pilot die Lefty 20 PBR im Tramount 1 erst einmal einstellen. Die Lefty 29 PBR einzustellen ist prinzipiell nicht weiter schwierig. Oben auf dem Gabelholm sitzt innen ein blauer Knopf, außen ein großer, rot eloxierter Knopf. Bevor die Einstellung der Lefty starten darf, muss der E-Biker auf den roten Knopf drücken, um die Blockierung der Gabel zu deaktivieren. Dann muss er den roten Knopf bis zum Anschlag gegen den Uhrzeigersinn drehen, um die Dämpfung (hierzu später) komplett zu öffnen – weiter geht’s. Unten an der Upsidedown-Gabel sitzt das Luftventil, hier pumpt der E-Biker mit einer speziellen Dämpferpumpe den erforderlichen Luftdruck, passend zum Fahrergewicht hinein. Der passt, wenn der Sag oder Negativfederweg zwischen 18 und 27 Millimetern beträgt – anders ausgedrückt: zwischen 20 und 30 Prozent des Gesamtfederwegs der Lefty 29 PBR. Sag oder Negativfederweg wird die Nachgiebigkeit der Gabel genannt. Je Crosscountry-lastiger der Fahrer sein Setup wünscht, desto weniger Sag wählt er, entsprechend straffer wird die Charakteristik. Für rauere Strecken und bessere Trailperformance erhöht der E-Biker den Negativfederweg – stellt seine Lefty 29 PBR also softer ein. Entsprechend sensibler arbeitet die Gabel.
Der Luftdruck in der Lefty darf zwischen 50 und 225 psi variieren – zu gering darf er nicht sein, sonst schlägt die Gabel bei harten Schlägen durch, ist der Luftdruck zu hoch spricht die Lefty PBR schlecht an und reagiert bockig auf harte Schläge. Den Sag muss der E-Biker unten an der Gabel messen: von komplett ausgefedert (unbelastete Gabel) bis eingefedert. E-Biker sitzt im Sattel (oder steht in neutraler Fahrposition im Pedal). Bei der Einstellung nicht wippen, das verfälscht das Ergebnis. Kommen wir zur Dämpfung, exakter: zur Zugstufendämpfung an der Lefty. Wie schon erwähnt: sie wird oben auf dem Gabelholm über den roten Zugstufen- oder Rebound-Knopf eingestellt. Ihr Effekt? Sie bremst die Ausfederungsgeschwindigkeit der Gabel. Sonst würde die Gabel nach dem Einfedern ihre gespeicherte Energie schlagartig wieder abgeben und ungebremst ausfedern. Der Effekt wäre eine extrem bockige Gabel. Zum Einstellen der Lefty drückt der Biker mit beiden Händen schnell und kräftig auf den Lenker und lässt ihn sofort wieder los. Der Lenker schnalzt nach oben. Nun gilt es Klick für Klick die Zugstufendämpfung zu erhöhen und das Spiel zu wiederholen. Richtig gedämpft federt die Gabel schnell aus, ohne das Vorderrad vom Boden anzuheben. Vorsicht: auch der Reifen hat einen gewissen Rebound. Richtig eingestellt ist eine Federgabel, wenn sie auch mehrere harte Wurzeln hinteneinander wegsteckt, ohne bockig zu hüpfen (zu wenig Rebound) oder sich festzutrampeln (zu viel Rebound). In diesem Fall federt die Gabel zu langsam aus und stellt für die zweite und dritte Wurzel schon weniger Federweg zur Verfügung. Rutscht sozusagen immer tiefer in den Federweg. Zweiter negativer Effekt: Der Lenkwinkel versteilt sich. Im Test des Cannondale Tramount 1 fahren wir die Lefty mit komplett offener Zugstufe, die Lefty ist selbst bei einem Fahrergewicht von 83 Kilogramm überdämpft. Leichtere Fahrer müssten die Gabel zum Service geben, bei noch geringerem Luftdruck wäre die Dämpfung schlicht zu hoch. Größere Schlaglöcher oder Wurzel bügelt die Lefty problemlos weg. Sehr schön. Tauchen allerdings mehrere Wurzelfelder vor dem Vorderrad auf, ist die Lefty schlicht zu langsam. Ein Negativeffekt der hohen Dämpfung der Testgabel. Dadurch schlagen die Rippel auf die Handgelenke durch. Das stresst auf ruppigen Abfahrten. Bei nicht zu hoher Geschwindigkeit hingegen arbeitet die Lefty verlässlich und komfortabel. Kernige Schlaglöcher absobiert sie ohne Murren, die 100 Millimeter Federweg der Lefty PBR sind der Geometrie und dem Konzept des Tramount völlig angemessen. Würden wir das Bike zu weiteren Ausflügen entführen, dann würden wir einen Lenker mit etwas mehr Rise und deutlich bequemeren Griffen montieren. Auch der serienmäßige Sattel ist kein Komfortwunder. Beides wird ein Händler bei dem stattlichen Preis von 3.599 Euro bestimmt gerne in die Gesamtrechnung hineinrechnen.
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